Donnerstag, 11. Oktober 2012

Erster Elternintegrationskurs in Bürstadt

BILDUNG: Lernmobil Viernheim bietet den ersten Elternintegrationskurs in Bürstadt an

Wegweiser im Bildungssystem

Von unserem Redaktionsmitglied Simone Sohl

Um bei den Hausaufgaben zu helfen, müssen Eltern Deutsch beherrschen.

© dpa

BÜRSTADT. Wie gehe ich mit meinem Kind zum Arzt, wenn ich unsicher bin in der deutschen Sprache? Wie informiere ich die Schule darüber, dass es krank ist? Und wie sorge ich überhaupt dafür, dass mein Kind in die Schule geht? Eltern, die neu sind in Deutschland, stehen vor vielen Fragen. In Bürstadt gibt's seit Anfang Juni ein Angebot, das Antworten geben will: Das Lernmobil Viernheim bietet Elternintegrationskurse an - eine Mischung aus Sprachkurs und Wegweiser im deutschen Bildungssystem. Lernmobil-Mitarbeiter, Vertreter des Kreises Bergstraße und des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge stellten das Projekt gestern im Rathaus vor.

Der Elternintegrationskurs setzt sich aus 900 Unterrichtsstunden und einem 45-stündigen Orientierungskurs zusammen. An vier Tagen pro Woche lernen die Teilnehmer im katholischen Pfarramt St. Peter jeweils vier Stunden. "Wir wollen Migranten in ihrer Kompetenz als Eltern bestärken", verdeutlicht Dr. Brigitta Eckert, die zusammen mit Dr. Gerd Baltes das Lernmobil leitet. Migranten mit Kindern sollen hier das nötige Rüstzeug erhalten, um ihr Leben und das ihrer Kinder zu gestalten. "Das fängt bei ganz banalen Dingen an wie bei der Frage, wie ich meinem Kind den Schulranzen packe", erläutert Larysa Kay-Kulakowski, beim Lernmobil für Erwachsenenbildung zuständig. Später geht es dann um die Chancen, die unser Schulsystem bietet. "Die Eltern erfahren, was eine weiterführende Schule ist und welche Arten es gibt."

17 Migranten nehmen zurzeit an dem Elternintegrationskurs teil - allesamt Frauen. "Ab und zu haben wir aber auch mal einen Quotenmann in solchen Kursen", sagt Kay-Kulakowski und lacht. Der Kurs findet vormittags statt - zu Zeiten, in denen der ältere Teilnehmer-Nachwuchs in den Kindergarten oder die Schule geht. Kinder unter drei Jahren werden in den Kurszeiten kostenlos betreut. "Das ermöglicht vielen Frauen erst die Teilnahme", sagt Eckert.

Am Ende des Kurses stehen eine Sprachprüfung und ein Orientierungskurs-Test. Wer beides besteht, bekommt ein Zertifikat, das sowohl bei der Niederlassungserlaubnis als auch bei der Jobsuche hilfreich ist.

Der erste Kreisbeigeordnete Thomas Metz (CDU) freut sich darüber, dass nun auch in Bürstadt Integrationskurse angeboten werden, die es im Kreis schon seit 2005 gibt. "Jeder zehnte Einwohner im Kreis hat nicht die deutsche Staatsangehörigkeit", sagt er. "Die Frage, wie wir miteinander leben wollen, gehört darum in die Mitte der Gesellschaft."

 

© Südhessen Morgen, Mittwoch, 27.06.2012

http://www.morgenweb.de/region/sudhessen-morgen/burstadt/wegweiser-im-bildungssystem-1.626267

 

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